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Urlaub in Down Under

Autorenbild: AnjaAnja

Resturlaub nehmen vor Vertragsende. Wohin soll’s gehen?

Wir haben lange überlegt. Europa? - Eigentlich ist es uns da auch zu kalt. Wobei +13°C im Vergleich zu -20°C natürlich auch warm sind ...

Wir haben uns dann aber doch dafür entschieden, in den richtigen Sommer zu fliegen. Nach Australien. Die Schüler dort hatten übrigens gerade Sommerferien ;)

Da der Container mit unseren Sommersachen schon auf dem Weg nach Deutschland ist, fiel unser Gepäck diesmal relativ klein und leicht aus. So war später auch noch Platz für das eine oder andere neue Teil.

Nach gefühlt endlosen Stunden im Flieger sind wir in Brisbane gelandet.

Mietwagen abgeholt und ab zu Maree, Martin und Mia. Mit den Dreien waren wir letzten September schon in Thailand segeln und sie haben uns für die ersten Tage zu sich nach Hause eingeladen.

Ankommen, ausruhen und erzählen.

In Brisbane sind wir spazieren gegangen und mit der Stadtfähre City Cat gefahren. Die fährt den Brisbane River rauf und runter und man kann in 2 Stunden einen ersten Eindruck von der Stadt bekommen und die Skyline sehen. Mit 38 km/h sind die Motorkatamarane auch richtig schnell unterwegs.


 Nachdem wir uns von Maree und Martin noch einige Insider-Tipps für die Umgebung und „Must-sees“ abgeholt haben, haben wir unseren kleinen Mietwagen abgegeben und sind auf ein größeres Mobil umgestiegen.


12 Tage Vanlife.

Ein Fiat Ducato zum Womo um/ausgebaut. Mit Kühlschrank, Herd, Toilette, Dusche und Klimaanlage. Wobei wir letztere nicht brauchten.

 Von Brisbane ging es zunächst nach Norden, Richtung Fraser Island, Rainbow Beach.

 

Eine Zwischenstation mit Übernachtung haben wir noch an Bribie Island, Woorim Beach, gemacht. Und an genau dieser Ecke ist etwa eine Woche später eine Frau von einem Hai attackiert worden. Sie war allerdings weiter draußen, ca. 100m. Wir sind immer nur bis zur Hüfte ins Wasser gegangen. Das mit den Haien dort im Wasser ist schon irgendwie beunruhigend. Allerdings, wenn man sich überlegt, wie viele Menschen dort jede Sekunde im Wasser sind und sogar surfen gehen, ist die Chance, einen Hai zu treffen, wohl doch sehr gering. Übrigens sehen die Surfer von unten wirklich aus wie kleine Robben.

 

Angekommen in Rainbow Beach waren wir zu Gast bei Adrian und seiner Familie. Sie haben hier ein Strandhaus und waren die ganzen Sommerferien dort. Badengehen, auch wieder nur bis zur Hüfte im Wasser, schwatzen und abends ein schöner Spaziergang am Strand zum nächsten Pub zum Abendessen. Zurück ging es dann im Dunkeln.

 Kennt ihr diese Krabben, die an den Stränden diese kleinen Löcher buddeln? Die, die immer sofort verschwinden, wenn man sich nähert?

 Schaltet man nachts am Strand eine Taschenlampe an, gibt es von diesen Krabben plötzlich Tausende. Solange das Licht aus ist, zwickt einem auch keine in die Zehen. Aber es ist ein komisches Gefühl, im Dunkeln zu laufen und zu wissen, der Strand, der sich so gut unter den nackten Füßen anfühlt, ist bevölkert mit Krabben.

 Später in der Nacht gab es dann noch einen dicken fetten Regenguss mit Blitz und Donner. Im Van schläft es sich bei Gewitter dann doch angenehmer als im Dachzelt … 

 

Mit weiteren Tipps von Adrian ging es am nächsten Tag zu einem Bach. Das Bachbett ist sandig und man kann darin laufen. Nach ca. 20 Minuten sind die Waden so kalt, dass man die Füße nicht mehr spürt. Sehr erfrischend. Und es ist schon eine kleine Mutprobe, sich reinzulegen. Es lohnt sich aber. Danach ist man für mindestens 1–2 Stunden so runtergekühlt, dass man auch bei +30°C nicht mehr schwitzt. Noch hatten wir uns nämlich nicht an diese Sommertemperaturen gewöhnt.

 

Da Denny auch eine abgespeckte Kiteausrüstung eingepackt hatte, musste diese natürlich auch benutzt werden. Also ging es vom Bach zum Inskip kiten.

 Inskip ist der Name der Halbinsel und Flussmündung, die Fraser Island vom Festland trennt. K’gari oder auch Fraser Island ist mit über 120km Länge die größte Sandinsel der Welt. Wir waren nicht dort, haben aber zugeschaut, wie die 4×4-Jeeps mit einer Fähre rübergefahren wurden. Es gibt auf der Insel nämlich nur Sandpisten. Normale Autos bleiben da stecken. Übrigens auch 4×4-Jeeps, die von übermütigen Touristen gefahren werden. Die Australier verdrehen dann schon immer die Augen.

Denny hatte auch einen Jeepvermieter angefragt, aber der war für die kommenden drei Monate ausgebucht.

 

Jeden Tag sind wir ein Stückchen weiter südlich gefahren. Über Kin Kin, ein sehr buntes Dorf, und Boreen Point, einen Süßwassersee mit Segelclub, nach Noosa Heads.

 Hier war eine Küstenrundwanderung geplant. Am besten ganz früh morgens, damit es nicht so heiß ist und nicht so viele Menschen unterwegs sind. Dachten wir uns. Kam dann doch anders: Unser Küstenweg im Noosa-Nationalpark entpuppte sich als Jogger-Autobahn. Und wir waren wirklich früh auf den Beinen. Später auf dem Rückweg hatten sich die Läufer wohl schon ausgetobt, die Strecke durch den Wald war deutlich ruhiger.


Eigentlich dachte ich, wir würden vielleicht ein Wallaby oder einen Koala sehen, aber zumindest ich habe lieber sehr genau auf den Weg geschaut, auf dem ich laufe, damit ich nicht auf etwas Giftiges, das mich beißen könnte, trete.


Zurück auf dem großen Parkplatz, ohne ein Tier gesehen zu haben, öffnet Denny die Autotür auf der Fahrerseite, ein quiekender Laut von ihm, und schmeißt die Tür direkt wieder zu.

 Eine große Spinne. Ungefähr die Größe einer Hand. Wir haben uns also mit unserem Besen bewaffnet und die Tür wieder geöffnet, um den blinden Passagier wieder loszuwerden.

Tür auf und nichts. Keine Spinne. An sich eigentlich kein Problem, nur Denny war sich nicht sicher, ob die Riesenspinne ins Auto oder vom Auto weg geflüchtet ist!

 

Nachdem wir also alle Spalten und Ritzen in der Nähe der Tür und auf der Fahrerseite untersucht haben, haben wir entschieden, dass die Spinne ganz bestimmt vom Auto weg geflüchtet ist. Ich habe mich dann also todesmutig ans Lenkrad gesetzt und bin zu unserem nächsten Punkt auf der Karte, Mooloolaba, gefahren.

 

Ja, manche Ecken in Australien haben schon komische Namen. Mooloolaba wird übrigens nicht wie das Muhen einer Kuh ausgesprochen, sondern „Mululeba“, Betonung auf der zweiten Silbe und unterschiedlicher Sprachgeschwindigkeit der einzelnen Silben.

 In Mooloolaba ist uns auch unsere Mitfahrerin wieder begegnet. Sie hat sich dann in den Motorraum verkrochen und wart nie wiedergesehen. Es war übrigens eine Huntsman-Spider, auf Deutsch Riesenkrabbenspinne. Für den Menschen ungefährlich.

 

Die Küstenstraße zur Sunshine Coast war sehr schön. Links das blaue Meer und rechts grüne Berge. Wirklich toll zum Angucken. Hier sind wir dann vom Meer weg ins Hinterland gefahren. Kleine Städtchen oder eigentlich eher Dörfer wie Mapleton, Montville oder Maleny sind schön anzuschauen. Bunte Häuser, Kunsthandwerk oder Ausstellungen. Und zwischendurch immer mal wieder ein Wasserfall. Ein paar kann man nur von Weitem bestaunen. Ein paar andere sogar anfassen oder im Wasserfall-Felsen-Pool baden. Und ja, das Wasser ist kalt!


So kurven wir uns weiter Richtung Süden. Das nächste Ziel sind die Glasshouse Mountains. Sie haben diesen Namen von Kapitän James Cook erhalten, weil die Berge ihn an die Glasschmelzöfen in seiner Heimat England erinnerten. Insgesamt sind es 13 Berge, die sich aus dem rundherum relativ flachen Land erheben. Wir haben versucht, auf einen der Berge zu klettern. Da wir aber weder richtige Kletterschuhe noch Seile hatten, haben wir es lieber sein lassen. War dann nämlich doch ganz schön steil ->

 

Nachdem die letzte Wanderung zwar nicht ins Wasser gefallen, dafür aber an mangelnder Ausrüstung gescheitert war, hatten wir uns für den nächsten Tag was Neues überlegt. 12-km-Rundweg unter Wasserfällen durch und als moderat eingestuft. Sollte also zu schaffen sein.

 

Los ging es, wieder früh morgens. Wir hatten ja inzwischen gelernt, dass, wenn man der Erste auf der Strecke ist, man ja Glück haben könnte und doch das ein oder andere Tierchen sieht. Leichter Nieselregen kann uns nicht abhalten, es ist ja warm. Auf dem Parkplatz lächeln wir noch über eine kleine Gruppe älterer Leute, die ausgestattet sind mit Regenjacke, vollem Rucksack, Nordic-Walking-Stöcken, festen Wanderstiefeln, langer Hose und Gamaschen (?!).

 Wir ziehen also los. Berg hoch, Berg runter, über Stock und Stein. Der Weg ist schmal, das Wetter wird nicht besser, der Weg ist manchmal rutschig, unsere Turnschuhe sind bald völlig durchnässt, aber das macht uns nichts. Beim Platschen durch die Pfützen haben wir Spaß und freuen uns, als wir unter dem Wasserfall hindurchlaufen.


Kurze Zeit später möchte ich nasse Blätter von meinen Beinen abstreifen. Allerdings lässt sich ein kleines, schmales Blatt nicht wegwischen. Im Gegenteil, es bewegt sich sogar!!

 

Nachdem ich dem Regenwald äußerst lautstark meine Anwesenheit und Empörung kundgetan hatte, konnte mich Denny so weit beruhigen, dass ich stillhalten und er den Blutegel abziehen konnte. Danach haben wir etwa alle 100m unsere Schuhe und Beine untersucht und sind gelaufen wie der Storch im Salat. Die Freude über Wasserfälle, Wolken in den Tälern, das Tropfen im Wald und wir beide alleine auf dem Wanderpfad war dann verflogen.

Nass, kalt und traumatisiert haben wir den Rückweg angetreten. Zurück ist uns natürlich die ältere Wandertruppe entgegengekommen. Ja, ja, erst drüber kichern und dann mit gesenktem Haupt schnell vorbeischleichen. Die Jugend von heute …

Ich weiß jetzt, warum die langen Hosen und Gamaschen anhatten.

 

Wir hatten jedenfalls erstmal genug vom Dschungel und vom Hinterland. Wir wollten wieder ans Meer. Nächstes Ziel: New South Wales. Wir fahren über die Bundesstaatsgrenze.

Über Byron Bay, welches am Wochenende völlig überfüllt war, sind wir nach Ballina zum Flat Rock. Hier hatte Denny wieder die Chance, kiten zu gehen. Diesmal hat ihn sogar eine kleine Delfingruppe begleitet. Zwei Tage sind wir hiergeblieben. Die Landschaft sieht aus wie in Schottland. Grüne Wiesen mit Klippen und blaues Meer. Und wir haben auch einen Adler gesehen. Und ein Stückchen weiter in Lennox Head gibt es einen Süßwassersee, der schwarzes Wasser hat. Eigentlich hatten bisher fast alle Süßwasserseen oder -flüsse rötlich bis braun eingefärbtes Wasser. Aber es war nicht dreckig oder trüb. Ein wenig hat es mich an Moorseen erinnert. 


Das war unsere südlichste Station und unsere Zeit im Camper fast vorbei. Noch zwei Tage, dann mussten wir unser Mobil wieder abgeben. Also rauf auf die Autobahn und mit Zwischenstopp in Currumbin, auch eine Surfer-Oase, zurück nach Brisbane.

 

Das große Auto haben wir gegen ein kleines getauscht. Das ist schon eine Umstellung: Erst kannst du eigentlich allen, selbst den dicken Jeeps, fast aufs Dach gucken und plötzlich sitzt du auf Radnarbenhöhe.

In Brisbane waren wir dann noch im Lone Pine Koala Sanctuary. Seit letztem Jahr kann man dort die Koalas zwar nicht mehr auf den Arm nehmen, aber trotzdem bestaunen. Und es gibt da auch Kängurus, Wallabys, Emus, Krokodile, Dingos und Platypus. Das ist das Schnabeltier.

Also alles, was in Australien so zu Hause ist.

 

Als letzten Ausflug, bevor es für uns zurück nach China ging, haben wir uns entschieden, nach Stradbroke Island mit der Fähre zu fahren. Straddie, wie die Insel von den Ansässigen genannt wird, ist auch eine Sandinsel, genau wie Fraser Island. Eine Zeit lang wurde hier auch kommerziell Sand abgebaut, bis das Umweltbewusstsein wuchs und man große Teile der Insel unter Schutz stellte. Im November kann man von der Insel aus Wale beobachten, die nach Norden ziehen. Wir haben „nur“ Delfine, Schildkröten und Kängurus gesehen.

 


Am letzten Abend waren wir nochmal bei Adrian zu Gast zum BBQ. Erzählten von unserer Tour mit dem Van und genossen die letzten Stunden.

 

Vielen Dank an die Crew der Taking Liberties. Für den wundervollen Abend im Hope & Anchor, für die unzähligen Insider-Tipps, die wir gar nicht alle abfahren konnten, für den halben Segeltag, für die Gastfreundschaft und eure Herzenswärme. <3

Wir freuen uns sehr, dass der Kontakt auch über Jahre hinweg erhalten bleibt.

 Im Flieger zurück nach China sind wir immer noch überwältigt und freuen uns schon darauf, wiederzukommen. Dann mit mehr Zeit.

 

Jetzt sind es nur noch 6 Wochen, bis wir wieder in Deutschland sind. Der Countdown läuft.


Bis ganz bald

Anja & Denny 


 
 
 

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