Endlich geben wir wieder ein Lebenszeichen von uns.
Ja, ihr habt lange warten müssen. Tut uns leid. ABER es ist mal wieder so viel passiert, sodass wir nicht zum Schreiben gekommen sind.
Hier ein kurzer Abriss:
Ausflüge in die nähere Umgebung (mal wieder)
Einkaufen in chinesischen Shoppingcentern
Erste deutsche Party
Umzug in die neue Wohnung
Abendessen mit Dennys Kollegen
Fangen wir mal von Vorne an:
Der Moon Lake
Wir versuchen natürlich in jeder freien Minute unsere neue Heimat zu erkunden. Meistens haben wir einen Tipp bekommen: „schaut euch doch mal XY an“ oder:„Da müsst ihr unbedingt hin“
Am vorletzten Wochenende stand dann der Moon Lake auf dem Programm. Auf der Landkarte ist er Südöstlich von Changchun gelegen und DAS Naherholungsgebiet hier schlechthin.
Ist es in Braunschweig der Harz oder in Potsdam sämtliche Havelecken, die für jeden frei zugänglich sind, ist es hier ein Park, wo Eintritt bezahlt werden muss. Positiv: Es liegt halt zum Beispiel kein Müll rum wie in der Heimat.
Also QR-Code scannen, per Handy bezahlen, sich nochmal vom chinesischen Wachmann helfen lassen und rein ins Vergnügen.
Der Moon Lake ist ein Stausee. In der Beschreibung steht er hätte kristallklares Wasser, nun es war eher die schlammige Version. Wie eigentlich fast alles hier in China, was wir bisher gesehen haben, ist auch der Wald um den See künstlich geschaffen worden. Über mehrere Jahrzehnte haben die Changchun-Einwohner hier Bäume gepflanzt. Es soll dort Hirsche und sogar Polarfüchse geben.(Beides haben wir nicht gesehen).
Nach dem Einlass kann man sich Fahrräder mieten. Wir haben uns für ein Tandem entschieden. Denny vorne, Anja hinten. Und ja, die Chinesen sind deutlich kleiner als wir. Der Sattel von Denny musste erstmal ganz nach oben gestellt werden.
Etwas wackelig auf den ersten Metern, ging es später flott am Seeufer entlang, bei bestem Wetter mit Sonnenschein. Der Rundweg um den See ist etwa 20km lang. Und wer jetzt denkt, man könne die Strecke komplett mit dem Drahtesel abradeln… Falsch! Auf der Mitte winkt dich ein Mitarbeiter vom Rad runter und stellt dich vor die Wahl: Laufen oder zurückfahren. So ganz hat sich diese Vorgehensweise uns nicht erschlossen, haben wir doch das Tandem für 2 Stunden mit Option auf Verlängerung gemietet und die schnell drunter gekritzelte, für uns nicht lesbare Unterschrift des Fahrradeinsammlers, machte auf uns nicht unbedingt einen vertrauenserweckenden Eindruck. Abgegeben haben wir trotzdem und sind die verbliebenen 10km zu Fuß weiter. Die Begründung, warum das Rad abgegeben werden sollte haben wir weder dort noch später verstanden, trotz ÜbersetzungsApp: „Die Strecke ist zu steil“. Also vom Wortlaut schon, aber von der späteren „Begehung“ der Strecke nicht. Zarte Hügel und seichte Hänge… vielleicht weil die Räder keine Gangschaltung haben?! Ach und übrigens stand auf der Nutzungsordnungstafel: > Bergab sollst du absteigen und schieben<
Ob nun Sicherheitsaspekt oder mangelndes Vertrauen der Betreiber in die Fähigkeiten der Besucher konnten wir nicht endgültig klären.
Vor die Wahl gestellt, welchen Weg wir dann gehen wollten haben wir uns NATÜRLICH für den Fitnessweg entschieden. Fitnessweg heißt hier aber nicht Trimm-Dich Pfad sondern ein Holzplankenweg durch den Wald mit Stufen.
Shopping Malls
Kommen wir mal zum Thema einkaufen, bzw. shoppen.
Als erstes muss man sich von dem Gedanken lösen: „Gibt es hier auch….?“ Oder: „Können die hier XY herstellen?“
Besser ist: „Was gibt es hier NICHT?!“
Und ja, es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Mal ganz abgesehen vom Essen… aber auch die Shopping Center haben einfach alles! (Meistens für den besser gefüllten Geldbeutel oder Handy)
Für deutsche Verhältnisse, und die sind für die meisten durchschnittlichen deutschen Männer schon eine Zumutung, hat ein großes Shopping Center vielleicht 100-150 Geschäfte.
Und damit sich hier keine Genderdiskussion entwickelt, es gibt auch Frauen, denen das zu viel ist und andersrum natürlich auch.
Hier steht man nicht in einem Einkauf Center, sondern in einer Mall, einer Shopping Mall. Man steht etwa in der Mitte und sieht das Ende der Gänge nicht. Das ist, wie wenn man in einen Infinity-Spiegel schaut…endlos.
Blick nach rechts und links:
Es gibt in Changchun mehrere solcher Shopping Malls. Wir waren in der Ouya Mall. Wir wissen nicht, wie viele Geschäfte es dort gibt.
5 Etagen, je Etage 3 Gänge, je Gang 2 gegenüberliegende Geschäfte, und eine Länge von etwa 600 Metern. Ihr dürft mal selber rechnen!
In der 5. Etage gibt es wie bei IKEA ein Bälleparadies. Nur halt größer. Und mit mehr "Spieleoptionen". Hier können Eltern mit ihren Kindern ganze Wochen drin verbringen. Klettern, Gokart fahren, basteln, buddeln, toben... alles was das Kinderherz begehrt. Und mehr noch: der ambitionierte Militär-Chinese kann hier mit seiner kleinen Tochter erste Schießübungen auf Luftballons machen. Fortgeschrittene Kinderschützen schießen dann mit Armbrüsten auf Menschenbilder und wenn sie genug haben, können sie zum Koi-Pool laufen und die Fische mit einer Nuckelflasche füttern...
China China, was hast du noch alles zu bieten?
Unsere erste Party
Die erste Party (13.11) an der wir teilnehmen dürften war das 10 jährige Bestehen des deutschen Brauereigasthauses inklusive der Begrüßung des deutschen Braumeisters Michael. (er war coronabedingt mehr als 8 Monate in Deutschland)
Die meisten Gäste waren Deutsche, die hier in Changchun leben und arbeiten. Ein paar kannten wir auch schon. Das Programm sah drei Auftritte von chinesischen Tanzgruppen, Buffet und Musik vom DJ vor. Die Auftritte waren kurz aber toll, das Essen sehr lecker (dt. Speisen – Anja hat sich gefreut) und der DJ ... war möglicherweise ein wenig überfordert. Ob es an der Technik oder an den Musikwünschen lag, wir wissen es nicht. Es war trotzdem ein lustiger Abend, der auch noch nicht endete, als Denny Anja aus Versehen ein Glas Bier auf den Schoß gekippt hat. Hier ein kleiner Ausschnitt:
Und nochmal Shopping
Einen Tag später haben wir uns mit Bekannten zum Stoff Markt besichtigen verabredet. Stoff Markt ist hier eine gebräuchliche Bezeichnung für den North Market. Warum? Weil es hier Stoff und Klamotten gibt.
Von außen völlig unscheinbar, geht man durch eine Schleuse (um die Wärme drinnen zu halten) und steht schon wieder in so einem endlos großen Shopping Ding. Kein Ende in Sicht und auch keine Orientierungsmöglichkeit, außer den Nummern an den jeweiligen Ständen. Auch ist der North Market nicht so eine Hochglanz Shopping Meile. Ein wenig haben wir uns wie auf dem Polen Markt gefühlt, nur eben mit Stoffen und nicht mit Zigaretten…
Was kann man hier tun?
Hier gibt es zwei unterschiedliche Stände. 1x Schneider und 1x Stoffhändler. Man geht also zuerst zu einem vertrauenerweckenden Schneider und zeigt ihr oder ihm ein Bild oder hat vielleicht schon ein Kleidungstück dabei, was man (nochmal) haben möchte. Dann flitzt der Schneider mit dir zusammen los und klappert alle Stoffhändler ab, die für dieses Kleidungsstück in Frage kommen und die richtigen Farben haben. Hat man sich für ein oder mehrere Stoffe entschieden, wir man vor Ort vermessen. Zwischendurch klärt man noch die Preisfrage und nach etwa 10 Tagen hat man dann sein Kleidungstück. Zur endgültigen Qualität können wir noch nichts sagen, da wir noch nichts bestellt haben, aber unsere Bekannten haben einiges in Auftrag gegeben. Wir werden berichten. Zwei Hosen neu schneidern, nach Vorlage, kosten nicht ganz 800 RMB (das sind ca. 100 €), ein Jumpsuit nach Bild liegt bei ca. 900 RMB (ca. 115 €). Alles natürlich inklusive Stoff. Je nach Aufwand und Stoff liegt ein Herrenanzug, 2 Teiler, bei 100€.
Unser neues Heim
Am Sonntag, 15. November haben wir unser neues Heim bezogen. Wir wurden pünktlich um 8:45 Uhr vom Hotel abgeholt und mit unseren 6 Koffern nach Up Up Town gefahren. Der chinesische Name für dieses Compound ist übrigens: Rongchuang Shangcheng :)
Unser neues Heim hat drei Etagen. Eigentlich ist es fast wie bei uns in Braunschweig, nur dass eine Etage mit Garage und Kellerraum dazu gekommen ist.
Ganz unten also eine Garage und ein Kellerraum (den wird sich Anja als Fitnessraum einrichten und Platz zum Tanzen üben ist hier auch) In der Mitte (2. Etage) sind Küche und Wohnzimmer und oben gibt es ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Alles in sehr chinesischem Stil eingerichtet. Hochglanz Fliesenboden, Kirschholzküche und Kolonialstil Bett.
Willkommen in unserem Schloss ;)
Gerade sind wir, oder vor allem Anja dabei aus der Hütte ein richtiges Zuhause zu machen. Da steht als erstes Putzen auf der To Do Liste. Der Anspruch ist doch schon verschieden zwischen den Kulturen… oder doch eher zwischen Anja und der Putzfrau der Vermieterin?
Dann werden wir eine LKW Ladung von IKEA kommen lassen müssen, weil wir zum Beispiel kein Geschirr, Besteck und Gläser haben. Da wir aber clever waren, haben wir zwei Teller und 2x Besteck aus unserem Picknick Rucksack in die Koffer gesteckt. Wir müssen also nicht vom Tisch essen.
Jetzt warten wir noch auf unseren Container, der wohl gerade beim Zoll hängt. Dieser wird uns erst geliefert, wenn unsere Langzeit Visa ausgestellt wurden. Wir hoffen ja, dass es Anfang Dezember so weit ist. Anja freut sich vor allem auf ihre Schuhe ;) und Denny auf die Kitesachen.
Anja hat vom vielen Treppenlaufen schon Muskelkater. Bis sich alles da befindet, wo es sein soll und man nicht mehr suchen muss dauert bestimmt noch eine ganze Weile. Immer schön ein Zimmer nach dem anderen.
Dennys neue Kollegen
Gestern, Donnerstag, hat Denny seine neuen Kollegen zum Essen eingeladen. Sie dürften aussuchen in welches Restaurant sie gehen möchten. Überraschung: es war ein Chinesisches!
Gegessen wurden unterschiedlichste Sachen, gebraten an Spießen.
Das Außergewöhnlichste: Entenzungen und Hühnerfüße. Ja, die Chinesen essen das wirklich. An den Hühnerfüßen ist aber lt. Denny nicht so viel dran, was man essen könnte.
Sein Team ist eine unglaublich nette Runde. Alle sind aufgeschlossen und neugierig, wie es bei uns in Deutschland so läuft und was es dort gibt.
Die Chinesen essen Sonnenblumenkerne, wie wir Erdnüsse oder Pistazien und waren ganz erstaunt, als wir ihnen erzählt haben, dass es die bei uns meist nur im Brot oder zum Salat gibt, wir aber sonst damit die Vögel im Winter füttern.
Und was ganz wichtig für sie war: wie viel Bier trinkt ein Deutscher.
Der Ruf der Deutschen, eine Nation der Biertrinker zu sein ist also bis nach China gekommen.
Jeder darf nun einmal für sich selbst überlegen, ob es genau dieses Attribut sein soll, was er von sich am meisten in anderen Ländern präsentiert haben möchte.
Und wenn wir schon bei Stigmen sind:
Aus dem Reissack- und Coronaland viele Grüße an die Nation der Biertrinker und Socken-in-Sandalen-Träger, wir drücken euch
Anja & Denny
PS:
Seit gestern ist hier auch endlich mal Schnee gefallen. Zuvor hat es geregnet. Vor unserem Fenster sieht es so aus:
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