
Nachdem wir uns in der ersten Woche etwa 14 Wohnungen zusammen angeschaut haben, ist Anja in der Woche darauf alleine mit der Wohnungsagentin unterwegs gewesen. Denny arbeitet schon seit dem 26. Oktober Vollzeit.
Anja hat inzwischen 25 Wohnungen besichtigen dürfen. Es war wirklich alles dabei:
Von baufällig und echt gefährlich: oberste Etage mit Dachterrasse – das Geländer hing nur noch an „dünnen Fäden“
Über Gesundheitsgefährdend: das Dach ist undicht und die ganze Wohnung verschimmelt
Bis hin zu: 300m² im Luxushochhaus mit extra Eingang für das Personal ;)

Von den ganz schlimmen Wohnungen haben wir vor Schreck vergessen Fotos zu machen. Aber hier ein paar Impressionen:
Wir können uns solche Schäden eigentlich nur so erklären: Die Häuser hier werden ultraschnell gebaut. Innerhalb von ein paar Wochen steht ein Haus, wo vorher noch Wiese war. Zusätzlich ist die Bausubstanz den Temperaturunterschieden von insgesamt fast 50°C ausgesetzt. (Winter -20°C, Sommer +30°C)
Dann gibt es noch die unterschiedlichen Einrichtungsstile. ;)
Das, was die Chinesen für einen europischen Einrichtungsstil halten (oben) und der "Reiche Chinese"-Stil (unten):
Ja, man fühlt sich ein wenig wie im Museum, nur, dass man in dem Bett auch wirklich schlafen kann.
Wie können so große Unterschiede entstehen?
Wir haben ein bestimmtes Budget, welches auf Grund der Personenanzahl (2) berechnet wird. Je dichter man sich eine Wohnung zum Zentrum aussucht, desto teurer wird sie, bzw. kleiner.
Je weiter außerhalb, desto günstiger der Wohnraum.
Changchun ist vom Verkehrsaufkommen in etwa vergleichbar mit jeder Großstadt in Deutschland. Zu den Stoßzeiten gibt’s es kaum ein Vorwärtskommen. Fährt man antizyklisch geht es relativ zügig.
Wir haben uns für eine Wohnung in der Nähe von Denny’s Arbeit entschieden.

Als nächstes schickt die Wohnungsagentin an den Vermieter unsere Interessenbekundung und eine Liste, welche Dinge vom Vermieter vor unserem Einzug erledigt werden sollen.
Unsere Wunschwohnung hat zum Beispiel keinen Backofen. Wir haben uns aber von mehreren Stellen versichern lassen, dass diese Art von „Wunschliste“ hier üblich ist, und der Vermieter dadurch nicht verärgert wird.
Unser Aufenthalt im Hotel neigt sich also hoffentlich bald dem Ende zu und wir dürfen umziehen.
Unser Wunschtermin für den Umzug ist aktuell das Wochenende 14./15. November. Drückt uns mal die Daumen, dass alles so klappt, wie wir uns das vorstellen. Ach so, und natürlich haben uns eine Wohnung ausgesucht, die auch ein Gästezimmer hat. Sobald alle wieder reisen dürfen, freuen wir uns über Besuch.

Und noch etwas gibt es über die chinesische Wohnkultur zu berichten:
Die ältere Generation bunkert sich für den Winter Gemüse. Allerdings nicht in der eigenen Wohnung, sondern entweder im Hausflur, sprich Treppenhaus oder aber auch vor dem Haus oder an vergitterten Fenstern. Diese werden dann so hoch befüllt, dass man nicht mehr rausgucken kann. Dieses Phänomen haben wir uns erklären lassen, da wir das hier doch sehr oft gesehen haben: Vor ein paar Jahrzenten gab es in Nordchina im Winter kein frisches Gemüse und durch die Temperaturen konnte auch nichts angebaut werden. Also kauft man im Herbst alles an Zwiebeln, Kohl oder Kartoffeln, was man kriegen konnte und aß den Vorrat über den Winter auf. Inzwischen gibt es hier natürlich überall und auch im Winter frisches Obst und Gemüse.

Wochenende
An unseren, bzw. Denny‘s freien Tagen erkunden wir unsere neue Heimatstadt.
Changchun ist mit ca. 7,7 Millionen Einwohnern (Stand 2010) für chinesische Verhältnisse eine Kleinstadt. (Berlin hat übrigens nur 3,7 Millionen Einwohner.) Durch das hier herrschende Kontinentalklima ist es im Winter bitterkalt bei -20°C und trocken. Bei uns im Hotelzimmer steht ein Luftbefeuchter und auch die Wäsche braucht man hier nicht bei 1400 Umdrehungen/ Minute schleudern, es reicht bei 800 und sie ist trotzdem schnell trocken. Falls man vergessen hat, den Luftbefeuchter anzustellen, und die Luft zu trocken wird, wird man umgehend daran erinnert: man bekommt eine gewischt ;)
Letzten Sonntag sind wir in die City gefahren und haben einen laaagen Spaziergang am Fluss entlang gemacht. Sonntagmittag waren wir fast alleine unterwegs.
Ab und zu mal ein paar andere Spaziergänger oder Sportler, aber mehr auch nicht. Wirklich wie in einer Großstadt hat man sich nicht gefühlt. Allerdings piepsen hier auch keine Vögel. Aber das liegt vielleicht daran, dass hier schon Winter ist. Die Temperaturen lagen letzte Woche tagsüber bei max. 5°C. Die Aussagen, dass die Chinesen alles aufgegessen haben, möchten wir nicht glauben…

Nachdem wir knapp 7 km gelaufen sind, haben wir endlich unser Ziel erreicht, das M Café. Dies ist eins der wenigen Cafés hier, wo man auch draußen sitzen kann. Wir haben uns trotzdem rein gesetzt, da wir echt durchgefroren waren.
Allerdings mussten wir erstmal den Eingang finden. Es steht ja alles immer nur in Chinesisch… Nachdem wir an allen Türen gerüttelt haben, standen wir plötzlich in der Küche. Die Köchin hat uns dann zu Eingang begleitet. Man muss durch ein Bücherregal gehen und diese öffnet sich nur, wenn man auf eine Klingel drückt…. Man man, ein bisschen wie Gleis 9 ¾ bei Harry Potter. Kuchen und Kaffe haben uns aber wieder auftauen lassen.
Anja's erster Arbeitstag
Gestern hatte Anja ihren ersten inoffiziellen/ offiziellen Arbeitstag. Die Arbeitsgenehmigung ist noch nicht fertig, aber sie darf sich schon mal ein wenig einarbeiten. Vorerst einen Tag/ Woche und sobald die Erlaubnis da ist auch Vollzeit. Der erste Tag war, wie es wahrscheinlich überall ist, angefüllt mit IT Geschichten, Zugriffsgenehmigungen, Mitarbeiterausweis erstellen und Kollegen kennenlernen. Da Anja dann als Assistenz für den Vorstand des Schulvereins der deutschen Grundschule arbeitet, geht sie ab sofort auch wieder zur Schule. Eine Schultüte hat sie aber nicht bekommen. Ihr könnt euch gerne mal die Seite der Schule anschauen: http://www.dis-changchun.com/
Wir drücken euch ganz fest
Anja & Denny
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