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Geschichten die das Leben schreibt und Hainan 2.0

Updated: Jan 25

Wir geben mal wieder ein Lebenszeichen von uns. Es sind schon wieder über 5 ganze Wochen vergangen, dass wir was von uns haben hören lassen. Wie schnell die Zeit hier vergeht, hatte ich ja schon mal geschrieben.

Inzwischen habe ich mich auch entschieden, weiterhin im Ich-Modus zu schreiben. Mir fällt das deutlich leichter, als von mir in der 3. Person zu schreiben. Ab sofort lest ihr also von mir, Anja, nur noch in der Ich-Form. Wenn Denny auch Lust hat, seine Erlebnisse persönlich aufzuschreiben, werden wir das hier deutlich kennzeichnen, damit es keine Missverständnisse gibt ;)


In den letzten Wochen war Denny krank, wir waren im Urlaub, Denny hatte Geburtstag, wir haben unsere Dusche repariert und unsere Wohnung steht zur Untermiete frei. Dass das alles in 5 Wochen passt, ist eigentlich fast nicht möglich. Aber ganz von vorne:


Nach meinem ein wenig missglückten Hainan-Urlaub zu Anfang März, sind Denny und ich in die Planung für einen gemeinsamen Urlaub gegangen. Sollte es nochmal Hainan werden? Wollen wir woanders hin? Kiten wollten wir schon, also wo finden wir Wind? Wo können wir überhaupt hin, ohne dass wir danach in Quarantäne müssen? Wo ist es halbwegs warm, damit ein wenig Sommerfeeling zu spüren ist, nach dem langen Winter… und und und. Schlussendlich haben wir uns dann doch für Hainan entscheiden. Ausschlaggebend war, dass unser Bekannter von dem nordchinesischen Kiteclub dort auch seine Schüler empfängt und unterrichtet. Also haben wir unseren Urlaub für Anfang bis Mitte April gebucht. (Eigentlich wäre das ja der Zeitraum, in dem wir in Deutschland unsere Freie Trauung feiern wollten…)


Die Zeit bis zum Urlaub haben wir uns noch mit anderen spannenden Dingen vertrieben. Also neben Dennys Arbeit und meiner Hausfrauentätigkeit…

Als Erstes müssen wir im Mai unseren Golf tauschen. Der Vertrag der Leasinggesellschaft vom Aktuellen läuft aus. Ein Neuer muss also her. Einen Bora oder einen Sagitar wollten wir nicht, der hat so n ollen Kofferraum. Limosine halt. Ein Golf sollte es sein. Den bekommen wir nach einigem hin und her jetzt auch. In Feuerwehr-Rot. Die meisten Autos hier in China sind übringes weiß. Die Chinesen finden, dass die Autos dann größer aussehen, und jeder möchte hier das Größte Auto haben, daher Weiß. Ich finde, Rot ist nur schwer zu übersehen, Schwarz finden wir beide zu trist und so ein schönes Goldgrau wie jetzt, war nicht zu bekommen.

Denny hat ein Dachzelt bestellt. Das Ding wiegt bestimmt 60kg und wir haben es in der Garage schon mal aufgebaut. Auf das Auto haben wir es noch nicht montiert, die richtigen Festmacher fehlen noch. Platz genug für uns beide haben wir jedenfalls. In China gibt es keine Regelungen zum Camping. Jeder darf dort wo er möchte, und sei es an der Hauptstraße (auch schon gesehen). Ob ich allerdings die Idee, hier frei und wild zu campen, wirklich gut finde, darüber habe ich noch nicht entschieden. Ich werden erstmal gucken, wie das Paket an der Dachreling festgemacht wird und ob ich dem auch sicher vertrauen kann…

Ideen, wo wir mit dem Zelt hinfahren, hat Denny aber schon. Nach Dalian oder zum Kiteclub oder oder oder. Anfang Mai gibt es hier wieder 5 freie Tage. Bestimmt werden wir davon ein paar unterwegs sein. Zwei Wochen vor unserem Urlaub ist Denny mit Erkältung von der Arbeit nach Hause gekommen. Ein Gang zur Apotheke hat leider nicht den gewünschten Effekt gebracht. Solche Mittel wie Grippostad oder ähnliches gibt es hier in China nicht. Auch einfache Vitamin C oder Zink Tabletten sind hier nicht zu bekommen. (Über Taobao kann man sowas natürlich bestellen, kommt dann meist aus Deutschland, ist sehr teuer und hat eine lange Lieferzeit.) Neben der Apotheke gibt es aber einen Obstladen. Also habe ich hier für Denny Vitamin C in Form von Früchten eingekauft. Außerdem bin ich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen und habe die nächsten Nächte im Gästezimmer verbracht. Wenn ich Denny nämlich pflege und er dann wieder gesund ist, dann bin fast immer ich krank. Und da der Urlaub vor der Tür stand, wollte ich echt kein Risiko eingehen. Gesund bin ich übriges geblieben Hat meine Taktik also funktioniert.


Schon seit langem hat uns beide gestört, dass in den beiden Duschen nach der Benutzung das Wasser stehen bleibt. Die Abflüsse sind so eingelassen, dass das Rest-Wasser nie abfließt und immer mindestens 4-5 cm Wasser in einer Ecke stehen bleiben. Ja sicher, man könnte sich einen Abzieher in die Dusche stellen und nach jedem Waschen damit rumfuhrwerken. Aber mal ehrlich, wer bitte macht das schon? Also steht das Wasser bis zur nächsten Benutzung, so trocken ist die Luft nämlich nun auch wieder nicht, dass es bis dahin verdunsten würde. Also steigt man mit nackten Füßen erstmal in eine kalte Pfütze. Nicht schön.

Lange haben wir hin und her überlegt und getüftelt, wie wir das Problem lösen können. Der Vermieterin Bescheid sagen, hatten wir beide von vornherein ausgeschlossen. Die schickt uns, wenn sie überhaupt darauf reagiert, höchstens ein paar Chinesen ins Haus. Und wie das ausgeht, habe ich ja schon an meiner Wanne erlebt. Besser also, man macht es selbst, dann funktioniert es wenigstens.

Meine Idee, den Boden aufzumachen und die Fliesen neu zu verlegen, also quasi: „wenn dann richtig und ganz ordentlich“ stand gegen Dennys Idee: Wir kippen Epoxidharz drauf, bis die Senke gefüllt ist, Variante: „wenig Aufwand, großes Ergebnis“.

Jetzt, da wir den Schaden behoben haben, darf ich auch endlich darüber schreiben. Vorher hatte Denny mich gebeten, dies nicht zu tun, weil ihm dieses Malheur peinlich war.


Was ist passiert?

Wir haben uns für Dennys Variante: „Wenig Aufwand“ entschieden. Denny bestellt also 4 Liter Epoxid bei Taobao. Kaum sind die da, rührt Denny die Mischung an und kippt schon drauf los. Ich lauf noch schnell hinter her und umklebe den Ablaufdeckel mit Klebeband, damit nichts in den Abfluss läuft. Nun hieß es warten. Nach 24 Stunden vorsichtiges Antasten, ob es schon fest ist. Fazit von uns: Joar, sieht gut aus. Nicht perfekt, aber ordentlich. „Mach mal die Dusche an, ob es auch gut abläuft“.

Lief auch gut ab. Jedenfalls bis zu dem Punkt, bis der Abfluss voll war. Wir haben mit unserer Aktion also den Traps zu epoxiert. Das Harz ist an der Abdeckung vom Abfluss vorbei und in den Abfluss gelaufen. Hier hat es das Rohr gefüllt und ist fest geworden. Alles Klopfen und mit der Taschenlampe rein Leuchten hat nix gebracht. Der Abfluss war dicht, unsere Gesichter lang und in der Dusche hätten wir baden können.

Also die nächste Bestellung bei Taobao: Ein langer Bohrer mit Lochkreisende zum Rausbohren. Als der dann geliefert wurde, haben wir mit Taschenlampe und Bohrmaschine wie die Katzen vor dem Mäuseloch gelungert, um zu gucken, wie weit wir denn bohren müssen und zwischendurch immer wieder das Staubsaugerrohr reingehalten um die Krümel zu entfernen. Zentimeter für Zentimeter hat sich Denny vorgearbeitet, bis es hieß: "Es wird heller, ich glaube wir sind durch!"

In der Tat waren wir durch! Er hatte bis zur Küchendecke gebohrt, wo die Deckenlampen sind. (Da die Küchendecke angehangen ist, war auch das nicht so schlimm, man sah es ja von „außen“ nicht.) Das Wasser würde also jetzt zwar wieder ablaufen, aber in die Küchendecke. Also immer noch nicht die perfekte Lösung. Da wir aber Bestellmeister bei Taobao sind, ging auch an diesem Abend noch eine neue Bestellung raus. Diesmal waren es Rohre und Ecken und Kleber und Rohrschellen und eine Stichsäge, um die Küchendecke aufzusägen.

Nachdem auch noch ein Lieferant ein falsches Rohr geliefert hatte, mit einer 90° Ecke statt einer 45° Ecke, haben wir endlich nach bestimmt 2,5 Monaten wieder einen funktionierenden Abfluss in der Dusche, ein später nicht mehr zu sehendes Loch in der Küchendecke und Denny das ein oder andere graue Haar. Meine Aufgabe bestand ja nur aus Anreichen von Werkzeug und dem Auskratzen des Epoxids aus der Dusche.

Falls ihr also irgendwann einmal eine Dusche mit Epoxid begradigen wollt – lasst es sein, das geht nach hinten los! Soviel zu „wenig“ Aufwand, großes Ergebnis…..


Kurz vor unserem Urlaub haben mein Bruder André und meine Mama unsere Wohnung in Braunschweig ausgeräumt. Für die Zeit, die wir hier in China sind, soll die Wohnung ja nicht ungenutzt leer stehen. Also werden wir sie untervermieten. Mit unseren Vermietern ist das abgestimmt, nun brauchen wir noch jemanden, der dort für die Zeit wohnen möchte.

Eigentlich hatten wir vor, das selber alles zu sortieren. Da wir aber unsere Freie Trauung auf September schieben mussten, hatten wir Hilfe von Ute und Andre. Alle persönlichen Dinge, die wir noch in der Wohnung hatten, sind nun im Keller untergebracht. Vielen Dank ihr Zwei.

Und ein dickes Danke auch an Patricia. Beste Nachbarin, die man sich wünschen kann. Sie kümmert sich um unseren Briefkasten, um unsere Kedi und um sonst noch alle anfallenden Dinge, die wir von hier nicht erledigen können.


Ich habe hier ein neues Projekt gestartet. Bis zu meinem Geburtstag im Mai soll unsere Terrasse schöner werden. Die olle alte Sitzbank, wo man sich n Splitter in den Hintern sitz soll weg, dafür was Vernünftiges und Schönes.


Vorher:

Stand jetzt:


Unser Urlaub

Da ich das letzte Mal so einen Trödel mit dem Sportgepäck hatte, die Flieger nehmen das hier nur als Übergepäck mit und man kann es auch nicht vorher anmelden, musste für unseren gemeinsamen Urlaub eine andere Lösung her. Nach einiger Recherche hatten wir folgende Lösung: Wir verschicken unser Gepäck vorab mit der Post. Kostenpunkt, versichert, 35kg: 301RMB (ca. 37€) Gibt es da einen Haken? Ja, den gibt es. Man kann das nur über eine App buchen und die ist natürlich auf Chinesisch. Also war das Dennys Aufgabe, mit seinen Kollegen die Abholung zu ordern. Hat soweit auch alles geklappt. Der Abholmann kam zum verabredeten Zeitpunkt. Unser Sportgepäck war auch schon fix und fertig verpackt, er brauchte es also nur noch mitnehmen.

So einfach, so gut?

Nein, natürlich nicht. Wir sind in China!!!

Der gute Mann wollte in das Paket reinschauen, was drin ist. (Denny und ich hatten unsere Boards am Abend zuvor liebevoll in Luftpolsterfolie, die Bars und Schlaufen rutschsicher und die Neos als Polsterung verpackt.) Nachdem er schon die Kofferbänder mit dem Teppichmesser zerschneiden wollte, habe ich dann doch unser Paket lieber selber ausgepackt, ihn Fotos machen lassen und alles wieder neu eingepackt. Zeitaufwand: ca. 1,5 Stunden.

Nachdem alles wieder gut verschnürt war, dachte ich, jetzt nimmt er es mit. Nein, leider immer noch nicht. Ihm war nun die Verpackung zu wenig, unser Paket bräuchte noch einen Holzrahmen. Für den Holzrahmen wollte er nochmal 270RMB (ca. 34€) haben. Weder die Assistenz bei Denny, noch meine Chinesisch-Lehrerin konnten den Mann überzeugen, dass unser Paket auch so gut eingepackt ist. Ohne Holzrahmen wollte er unser Gepäck nicht mitnehmen. Auf meine Frage, ob er mich verarschen will, weil ich hier Ausländer bin, hat er noch nein gesagt. Später stellte sich aber doch heraus, dass er uns abzocken wollte. Unser Paket haben wir dann nämlich doch ohne Holzrahmen, für die gebuchten 301RMB verschickt. Nur von einer anderen Filiale.

Kommt eigentlich der Begriff „Schlitzohr“ von „Schlitzauge“? Ja ja, ich weiß schon, eigentlich nicht, weil historisch Schlitzohr ein aus der Zunft Ausgestoßener ist, weil der z.B. nicht ehrlich war. Aber es liegt schon ein bisschen nah beisammen. Vor allen bei solchen Erlebnissen.

Mit dem Versand hat dann aber alles einwandfrei geklappt, unser Paket ist angekommen und wir haben keine Verluste zu vermelden. Auf dem Rückweg haben wir es genauso gemacht, noch ist es aber nicht zuhause angekommen.

Über unseren Urlaub hat Denny schon ein Video zusammen geschnitten. Schaut mal rein.

Und ja, wir sind jetzt stolze Besitzer eines Youtube Kanals Anja & Denny. Nach und nach werden wir unsere Videos hier veröffentlichen, aber ein bsschen Geduld müsst ihr noch haben, steckt alles noch in den Kinderschuhen ;)


Was im Video nicht zu sehen ist, das erzähle ich euch hier:

Da ich vom letzten Aufenthalt dort wusste, dass das Essen dort sehr scharf ist, hatte ich mir von zu Hause Ketchup und Vollkornbrot mitgebracht. Das Brot haben wir erst auf dem Rückflug gegessen und der Ketchup war leider auch scharf….

Denny hat mich aber gerettet. An einem Abend hat er 4 Burger bestellt und alle angebissen um zu testen, welcher von allen am wenigsten scharf ist. Den durfte ich dann essen. Wenn das nicht Liebe ist?! Reis ohne Soße und Toast geht auch immer, dazu noch ein bisschen Obst. Ist vielleicht nicht besonders nahrhaft und ausgewogen, aber 11 Tage geht das schon mal. Aber zusammen mit unserem Kitelehrer Kumpel haben wir auch einen Abend zusammen chinesisch gekocht. Das war super lecker und auch gar nicht scharf. Und an einem Abend waren wir in einem Straßenrestaurant essen. Direkt an der Kreuzung in der Stadt. Dort gab es gegrillte Austern satt. Für 4 Personen, bis alle voll gegessen waren, haben wir 200RMB bezahlt. (25€)


In der Zeit, in der wir dort waren, gab es eine Versammlung von wichtigen chinesischen Wirtschaftsbeamten. Auf der Webseite steht, dass dieses Spektakel sich mit dem Weltwirtschaftsforum vergleichen lässt (oder möchte), nur halt für den asiatischen Raum. Unser Hotel war voller Polizeirekruten und aus Angst vor einer Kontrolle durch Offiziere hatte man importierte Lebensmittel entfernt. Es gab ja eh schon kein Käse, keine Marmelade, kein Voll- oder Mehrkornbrot, nun fehlte auch noch die Butter zum Toast. Auf Nachfrage, ob wir welche bekommen können, teilte man uns die Bedenken zu den importierten Lebensmitteln mit und ließ im Gespräch durchblicken, dass wir mit Butter auf dem Zimmer frühstücken könnten. Haben wir dann auch. Allerdings gibt es hier in China immer einen Unterschied zwischen Erwartung und Realität.

Ich kann bis heute nicht verstehen, was an Butter gefährlich ist. Zumal sie ja auch nicht sämtliche Importierungen gestrichen hatten. Autos waren ja noch da, die sind, soweit ich weiß, keine chinesische Erfindung. Strom gab es auch und so einiges mehr…. Versteh einer die Chinesen!

Was hier in der Stadt nicht so auffällt, auf Hainan aber wirklich deutlich ist, solange die Chinesen, meist in der Stadt, jemanden haben, der die Straße kehrt, sieht alles fein und ordentlich aus. Sobald man aber nicht mehr im Einzugsgebiet der Straßenkehrer ist, sieht es furchtbar aus. Es liegen Unmengen von Müll rum. An der Straße, auf dem Strand, im Wasser… Auch schmeißen die Chinesen ihren Müll einfach über die Schulter. Denny hat einen Rollerfahrer beobachtet, der seine Taschen in den Straßengraben entleert hat. Durch Ansprechen fühlte sich der Mensch nicht angesprochen, erst als Denny aus dem Auto gestiegen ist und ihm deutlich gesagt hat, das dies eine Unart ist, hat er seinen Müll wieder eingepackt.

Was war ich auf meinen Denny stolz. Leider war ich nicht dabei, aber das war das erste Mal, dass Denny Kritik über dieses Land laut und deutlich zur Sprache gebracht hat und das nicht nur zu Hause im stillen Kämmerlein. Und ja, ich stimme ihm voll und ganz zu. Die Chinesen Ü35 sind Schlampen. Warum Ü35? Denny und ich haben uns das unabhängig voneinander erklären lassen. Er von einem seiner Mitarbeiter, ich von meiner Chinesischlehrerin. Alle, die älter als ungefähr 35/40 sind, haben nicht studiert. Nein, wahrscheinlich nicht alle, aber die meisten. Die Universitäten sind in China noch nicht so lange da, sagt meine Lehrerin. Somit ist die ältere Generation hier weniger, bzw. anders gebildet. Das Tragische daran ist, dass genau diese Generation in der Regierung sitzt. Verankert in alten und überholten Traditionen halten sie an diesen fest und wundern sich, wenn die jüngere Generation aufbegehrt. Vor allem in unserem Urlaub, durch dieses Wirtschaftsforum war diese latente Unsicherheit zu spüren. Ein sehr großes Polizei- und Militäraufgebot. Morgens und abends Sprechchöre. Marschieren in Zweier-Reihen. Die ganze Stadt wurde für diesen Besuch geputzt, Blumen angepflanzt, Straßen gefegt und gewischt, der Strand gesperrt. Zugang gab es nur über eine Schleuse. Sämtliche Touristen, Mitarbeiter, Anwohner, Lieferanten, Taxis, Besucher und Teilnehmer mussten da durch. Aussteigen aus dem Auto, ID-Card abgeben, Taschen durchleuchten lassen, Kofferraum öffnen, Hund durchs Auto schnüffeln lassen. Auch wir sind einmal da durch. Wir mussten sogar noch in das angrenzende Polizeihaus, weil wir ja nur unsere Reisepässe hatten die dort in den Computer eingetragen wurden. Wenigstens wurde nicht gemosert, weil wir die nur in elektronischer Form dabei hatten. Ja, man fühlt sich unwohl, durchleuchtet und unsicher. Selbst wenn man, wie wir, nix angestellt hat, fängt man an zu überlegen, was schief gegangen sein könnte. Stören mich die vielen Kameras hier sonst nicht wirklich, fand ich das Prozedere anstrengend und beängstigend. Dabei waren wir nicht mal in der Nähe der Konferenz. Sie lag am anderen Ende der Stadt, auf einer Insel. Unser Hotel lag zum Glück außerhalb dieser Sicherheitszone.

Trotzdem war unser Urlaub toll. Wir hatten viele schöne Tage, Sonnenschein, waren surfen und kiten, haben ein tolles Campinghotel entdeckt, waren am Strand spazieren, Kaffee trinken, haben in der Sonne gelegen, zuviel Essen bestellt, und und und:


Wieder zu Hause und Beziehungspflege

Wieder zu Hause stellen wir fest, auch in Changchun hält der Frühling langsam Einzug. Die ersten Bäume werden grün und blühen. Es wird deutlich wärmer, gestern 25°Grad, heute nur wieder 18°. Nachts ist es noch empfindlich kalt, teilweise mit Minusgraden. Trotzdem ist unsere Heizung schon ausgestellt. Bei uns zu Hause sind es also morgens vielleicht 16°Grad. So wirklich aus dem kuschelig-warmen Bett möchte man dann nicht aufstehen. Angestellt wird die Heizung erst wieder Ende Oktober, egal ob es noch warm ist oder nicht.


Ich habe in den letzten Monaten oft daran gedacht, wieder nach Hause zu kommen. Fühlte mich hier nicht willkommen und habe auch jetzt noch oft großes Heimweh. Inzwischen weiß ich, dass es nicht nur mir so geht. Ein Kollege von Denny hatte ein furchtbares erstes Jahr. Zu hören, dass es auch anderen so schwer fällt, tut mir gut und gibt mir Hoffnung, dass es fast nur besser werden kann. Von meinen zwei großen Erwartungen, die ich bei unserem Abschied im Gepäck hatte, hat sich die eine -Arbeit für mich- in Luft aufgelöst. Trotzdem versuche ich natürlich, mich zu beschäftigen und mir Dinge zu suchen, die mir Freude bereiten. Meine zweite Erwartung, unsere Beziehung auf eine neue, tiefere Ebene zu heben, hat sich in den letzten Monaten auch als sehr schwierig erwiesen. Denny ist strebsam und ehrgeizig seine Mitarbeiter anzuleiten, investiert viel Zeit in seine Arbeit, arbeitet insgesamt mehr als in Deutschland und hat natürlich auch für seinen Feierabend Wünsche und Ideen. Natürlich stimmen die nicht immer mit den meinen überein. Braucht er Ruhe von einem langen Tag, habe ich mich zu Hause gelangweilt und bestürme ihn mit Fragen, Geschichten und Dingen, die ich mir über den Tag überlegen konnte. Dass das zu Missstimmungen führt, könnt ihr sicherlich verstehen. Ich denke, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage, dass wir uns beide unverstanden und teilweise übergangen fühlen. Es gibt also statt der von mir erwarteten und gewünschten Zweisamkeit und endloser Harmonie oft Ungeduld und Streit über Kleinigkeiten, die uns beide wahrscheinlich unter anderen Umständen nicht aufregen würden. Hier einen Weg zu finden, der für uns beide befriedigend ist und keinen von uns übervorteilt, ist eine Aufgabe, die nicht von heute auf morgen erledigt ist. Nach den Monaten hier war es für mich toll, mit Denny im Urlaub zu sein. Es war schön zu beobachten, wie der Stress sich löst, seine Stirn sich glättet und er sich entspannt. Viel erzählt er von der Arbeit zu Hause ja nicht und überhaupt ist er auch nach der Arbeit nie gestresst. Sagt er. Ich sehe und vor allem empfinde ich das anders. Kurzum, der Urlaub zu zweit hat mir gut getan und ich denke, auch Denny. Leider ist die Erholung nach dem Urlaub auch immer schnell wieder vorbei.


Für September haben wir geplant, nach Deutschland zu kommen. Auf den Flug nach Frankfurt haben wir noch einige Kilos frei. Wenn ihr also Wünsche habt, was wir euch aus China mitbringen sollen, lasst es uns wissen.

Und gerade heute habe ich gelesen, es gibt in Deutschland nun den Lockdown 3.0. Also auch wenn ich Heimweh habe, tauschen möchte ich dann auch nicht…


Ganz liebe Grüße

Anja & Denny


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