Ja was nun eigentlich? Richtig ist Hainan. Richtig ist aber auch, dass es das Hawaii von China genannt wird. Und ich finde, zu Recht. Also landschaftlich. Zwar war ich noch nicht auf Hawaii, aber was ich bisher auf Fotos gesehen habe: grüne Berge und Meer. Hainan hat auch grüne Berge und Meer, nur die Wellen sind ein bisschen kleiner.
Jana und ich (Jana ist die Frau von einem Arbeitskollegen von Denny) sind für 8 Tage in den Süden von China geflogen. Wer es ganz genau wissen möchte: hier.
Direktflüge gibt es nur zu unmöglichen Zeiten (abends hin und morgens in aller Früh zurück) also sind wir mit Zwischenlandung unterwegs gewesen. Noch in Changchun am Flughafen, der deutsche Tourist ist ja den Duty Free gewöhnt, wollten wir uns eine Spirituose kaufen. Unsere Koffer waren ja schon voll, also müsste die Flasche ja ins Handgepäck.
In China sieht der Duty Free allerdings gänzlich anders aus. Statt Parfüm diverser Hersteller – Dörrfleisch. Statt Alkohol – Dörrfleisch. Statt Süßigkeiten – ihr ahnt es vielleicht schon – Dörrfleisch.
In allen nur erdenklichen Formen und Verpackungen oder auch unverpackt für gleich auf die Hand. Auch bei der Zwischenlandung waren wir nicht erfolgreich, wieder nur Dörrfleisch, diesmal in der feinen Geschenkverpackung….
In Sanya angekommen haben wir unseren Mietwagen gesucht. Geht man in Europa zu einem Mietwagenanbietertresen seiner Wahl, so bekommt man in Sanya das Auto in die Flughafengarage gefahren. Man muss dann nur noch den Vermietermenschen in der Garage finden. Dauerte ein wenig, aber schlussendlich hatten wir unser gebuchtes Auto, den Schlüssel, unser Koffer im Kofferraum und das Sportgepäck auf dem Rücksitz. Unser Tank war nur ¼ voll, warten, dass der Vermieter noch tanken fährt, wollten wir nicht, also haben wir uns noch schnell versichert, dass wir das Auto auch mit diesem Tankstand wieder abgeben dürfen.
Autofahren auf der südlichsten Insel von China ist sehr entschleunigend. Darf man auf der Autobahn noch 120 km/h fahren, so fährt man auf Landstraßen und in Städten 20-40km/h. Teilweise auch sehr vernünftig, weil es hier Unmengen an Roller-, Tuktuk-, Awoshopper und Rikschafahrer gibt. Und bis auf ein paar Ausnahmen natürlich alle ohne Helm, mindestens 3 Leute auf dem Roller und die Nase im Handy. (um euch schon am Anfang zu beruhigen, wir haben unser Auto ohne Schäden auch wieder abgegeben)
Boao (Google)
Die erste Hälfte haben wir in Boao verbracht.
Ausgehungert sind wir im Hotel angekommen, eingecheckt und ab ins Restaurant. Dort teilte man uns mit, sie hätten geschlossen. Es war 21:10 Uhr. Die Küche wäre kalt, aber wir könnten uns ja was aufs Zimmer kommen lassen. Die Restaurantdame empfiehl uns die LieferApp. Nachdem wir sie gebeten hatten, unsere Adresse zu ändern (ist ja alles auf chinesisch) hat sie erstmal angefangen zu telefonieren. Jana wäre beinahe über den Tresen gekrabbelt um die Dame auf Trapp zu bringen, da es offensichtlich ein Privatgespräch war und sie keine Anstalten machte uns zu helfen.
Gegen 22:30 hatten wir dann unser Abendessen bestehend aus Pommes und Nuggets auf dem Zimmer, den ersten Tag haben wir geschafft.
Nach dem doch dürftigen Abendessen freuten wir uns natürlich aufs Frühstück! Leider war auch das ein Reinfall. Das Hotel hat, entgegen der Beschreibung auf der Webseite und wonach wir das Hotel explizit gewählt hatten, KEIN westliches Frühstücksbuffet. Nur chinesische undefinerbare und/ oder übelst fettige Sachen, nicht mal Obst.
Auf Nachfrage beim Personal offerierte man uns Weizentoast und Butter, nachdem die erste Antwort „méiyou“ war (gibt’s nicht, haben wir nicht oder auch einfach nur nein). Wenigstens war der Kaffee in Ordnung.
Nach dem Nicht-Frühstück sind wir zur Rezeption und haben dem Hotel eine zweite Chance eingeräumt. Wir haben ihnen eine Liste geschrieben, was wir uns zum Frühstück wünschen. Und da war bei weitem nichts Unmachbares bei. Gewünscht haben wir uns: Obst, Gurke, Tomate, Brot, Marmelade und Käse. Vorsorglich haben wir dennoch beim nächsten Supermarkt ein paar Drachenfrüchte gekauft, (man weiß ja nie... ) und da ein Bier bekanntlich auch eine Mahlzeit ist, haben wir uns mit Dosenbier versorgt.
Nach dem doch missglückten Start in den Tag, sah es wenigstens windtechnisch ganz gut aus. Es hat für den 12er Kite und Dennys Board gerade so gereicht, allerdings ist Fahren bei Welle echt anstrengend und kostet viel Wind. Ich bin also doch das ein oder andere Mal zurückGELAUFEN.
Unser Abendessen haben wir in einem Restaurant direkt am Meer essen können. Möchtet ihr raten, was es gab?
Richtig. Chinesisch! Internationales Essen gibt es in der Ecke nicht, sofern man Kentucky Fried Chicken hier außen vor lässt.
Unserem zweiten Frühstück haben wir entgegen gefiebert. Ist man doch als Europäer gewohnt, dass man als Gast König ist, vielleicht nicht überall, aber in einem 4* Hotel dürfe man das doch schon erwarten. Voller Vorfreude sind wir runter ins Restaurant, vor dem inneren Auge Obst, Käse, Kaffee,…
Allerdings gab es dann doch lange Gesichter und leere Mägen, allenfalls dezent gefüllte. Kein Obst, keine Gurke. Das Restaurant hatte uns einen Kellner abgestellt, der uns die Dinge vom Buffet an den Tisch gebracht hat. Das war nicht unser Wunsch, das können wir auch selbst. Vor allem war es der gleiche Fraß wie den Tag zuvor. Der Oberkellner brachte uns dann noch eine Müslischale mit tiefgefrorenen Pizzakrümmelkäse. Das wäre alles was sie hätten…
Wir waren sehr froh über unsere mitgebrachte Drachenfrucht. Wenigstens ein paar Vitamine.
An dem Tag haben wir dann auch den Reiseveranstalter, bzw. die Webseite, wo wir gebucht haben angerufen und uns beschwert und das Frühstück für die kommenden Tage abbestellt.
Wir haben das Beste aus unserer Situation gemacht und sind weiter in den Norden der Insel gefahren, wo wir eine Bucht auf der Karte gesehen hatten, die interessant aussah. (Google)
Angekommen, ausgestiegen. Solange man nicht genau hinschaut, oder nur auf den normalen Wegen bleibt, wirkte die Bucht sehr schön und es lag auch kein Müll rum. Hatten wir doch auf der Fahrt hierher schon anderes erlebt. Leider wurde wohl nur in der „Touri-Ecke“ gesammelt. Geht man um die Ecke, liegt dort mehr Müll, als es Steine hat.
Nicht zum ersten Mal fällt mir auf, dass hier in China mehr Schein als Sein wichtig ist.
Ein Tag später, bei weiteren Erkundungen, wo man noch gut kiten könne, sind wir in einer Bucht gelandet, in der es nicht gut gerochen hat. Ein paar Minuten später wussten wir auch warum: Ein Hausschwein hatte hier sein Leben ausgehaucht und lag, sich selbst überlassen, wohl schon einige Zeit in der Sonne. Von dem Schrecken mussten wir uns erstmal erholen. Dort wo wir einen Abend schon mal gegessen hatten gab es dann auch guten Cappuccino und Eiskaffee
(leider kein Frühstück) Und für später noch das obligatorische Bier am Strand. Aber unser Entschluss auch dort wieder zu dinieren stand fest. Und war ja auch schon unser letzer Abend in Boao, da darf man dann auch ruhig ein bisschen Gas geben!
Morgen geht es nach Lingshui in die Clear Water Bay.
Dali Wasserfälle (Google)
Auf unseren Weg wieder Richtung Süden hielten wir noch an einem Wasserfall an. Wurde mir ja schon erzählt, dass Hainan Hawaii ähnelt, so habe ich erst jetzt wirklich begriffen, was damit gemeint ist. Der Weg zum Wasserfall schlängelt sich zwischen Bergen und einem Stausee lang. Niemals habe ich bisher so viele unterschiedliche Grüntöne gesehen. Die Vegetation ist mit nichts anderem zu beschreiben als „üppig“! Jetzt verstehe ich, warum die im Film im Dschungel immer eine Machete benutzen. Ich dachte ja, das wäre eher filmischer Freigeist. Aber es ist wirklich kein Durchkommen. Wie eine Wand ohne Wege. Klimatechnisch ist es das Tropenhaus im Zoo. Feucht, warm, mit Vogelgezwitscher und zwischendurch Nieselregen.
Lingshui Bay (Google)
In unserem neuen und zweiten Hotel angekommen haben wir direkt an der Rezeption gefragt, wo man denn etwas zu essen bekommt. Also internationales Essen. Die Antwort war: einfach am Strand links, da kommt gleich ein Restaurant. Leider war da kein Restaurant, auch nach 30 Minuten Fußmarsch nicht. Also sind wir ins Hotel zurück und haben dort a´la carte bestellt. Reis, Lamm und Blumenkohl. War in Ordnung, aber nichts dolles. Doll war allerdings wie das Personal miteinander umgegangen ist: Die erste Kellnerin kam zu uns, mit einer chin. Karte. Dank Übersetzer geht ja alles, wir haben uns jedenfalls nicht beschwert. Die zweite Kellnerin hat aber die erste vor aller Augen zu Schnecke gemacht. Und auch zu uns war sie deutlich unfreundlich, laut und trampelig.
Am nächten Morgen gab es dann ein annähernd gutes Frühstück. Wir hatten Obst, Eier, so etwas wie Marmelade, zwei Sorten Toast, Hefeklöße und Kaffee. Das undefinierbare chinesische Essen gab es auch, da haben wir aber einen Bogen drum gemacht. So gut gestärkt sind wir auf Erkundungstour gegangen. Die Clear Water Bay musste auf ihre Kitetauglichkeit hin ausgekundschaftet werden.
Schlussendlich sind wir dann vor dem Aloha Hotel geblieben. Hier gab es sowas wie eine Kitestation. Also zumindest gab es ein F-One Zelt, eine Bretterbude und Druckluft. Mittags ging auch der von der Wetterapp versprochene Wind an.
Kiten ist hier in China wohl noch ein sehr männlicher Sport, Mädels waren hier jedenfalls nicht dabei. Was mich erstaunt hat, bisher habe ich überall bei Kitesurfern ein Miteinander erleben dürfen, auch in Nordchina, hier ist dies jedoch Fehlanzeige. Hilfsbereitschaft untereinander hielt ich bis dato für eine Eigenschaft, die jeder Kitesurfer verinnerlicht hat, ist doch Starten und Landen alleine zwar prinzipiell möglich, aber auch nicht ganz ungefährlich oder materialschonend. Aber wie schon oben erwähnt, leider „méiyou“. Durfte ich hier nicht erleben. Nachdem ich mehrere Minuten gewartet hatte, ob mir jemand beim Landen helfen könnte und kurz davor den Kite einfach doch selbst zu landen, bequemte sich dann doch jemand und nahm den Kite an. Sämtliche Standspaziergänger nehme ich hiervon mal aus, da die nicht wissen, an welcher Seite man den Kite anfassen muss. Die Spaziergänger haben sich es aber nicht nehmen lassen ständig Fotos zu machen. (man wird hier als Europäer immer und stets und ständig fotografiert, ob man will oder nicht) – vielleicht könnte ich ja so zu unserem gemeinsamen Einkommen beitragen, jedes Mal die Hand aufhalten, wenn ich fotografiert werde….
In Boao wurde mir sogar ein Baby in die Arme gedrückt, damit der Vater Bilder machen konnte. Also von mir mit seinem Kind. Im übrigen ungefragt und einfach so in die Hand gedrückt. Ich hatte eigentlich auch gerade die Hände voll, wollte ich doch die Bar aufwickeln. Ich habe aber lieber die Bar fallen lassen als ein Kind, da kommt ja doch mal die soziale Ader in mir durch.
Zurück nach Lingshui.
Abends sind wir auswärts essen gegangen. Also wir haben uns vom Didi in die Stadt fahren lassen, da wir ja auf unser vormittaglichen Tour schon gesehen hatten, dass es in der Stadt einen Foodmarket gibt. Nachdem wir die Möglichkeiten sondiert hatten, haben wir uns für das Restaurant entschieden, was nach einem Inder aussah. War aber keiner, außen Inder, innen chinesisch. Nun gut, wir hatten trotzdem Hunger und haben, wie schon einen Abend davor, Reis und Blumenkohl und Lamm bestellt. Alles andere auf der Karte ist auch wirklich zu wild. Nachdem wir unseren Blick von der Karte wieder in die Gegend haben schweifen lassen, mussten wir feststellen, dass die anderen Gäste sich benehmen wie die Schweine. Stand schon vorsorglich an jedem Tisch ein Mülleimer, haben die Gäste diesen konsequent ignoriert.
So in etwa stelle ich mir die mittelalterlichen Gelage vor, wo die Ritter die Knochen über die Schulter geworfen haben. Es sah unmöglich aus! Mein Gastronomenherz zog sich schmerzlich zusammen. Dass uns beim Essen nicht noch Ratten oder anderes Getier über die Füße gelaufen ist, liegt wohl nur daran, dass die Chinesen ja nun wirklich ALLES essen….
Unser Essen war ganz in Ordnung, das Lamm haben wir aber stehen lassen, das war von einer komisch schleimigen Marinade überzogen, die wir unappetitlich fanden.
Den nächsten Tag haben wir ereignislos am Stand verbracht. Ich habe zwar noch versucht ein SUP zu mieten, wollte mich aber von dem „überaus freundlichen und zuvorkommenden Chinesen“ (Sarkasmus off) nicht übers Ohr hauen lassen. (200 Yen für einen ganzen Tag - es war schon 15:00 Uhr, 100 Yen für eine Stunde) Und da wir eh einen Tag mit herrlichem Nichtstun verbracht haben, hatten wir auch abends keine Lust noch etwas zu unternehmen oder uns ausgehfein zu machen. Also haben wir über die schon erwähnte Känguru-App Burger, Wraps und Pommes ins Hotel bestellt.
In Deutschland undenkbar, habe ich hier dazu gelernt, dass es in China übrigens Gang und Gäbe ist, sich Essen ins Hotel liefern zu lassen oder den Lebensmitteleinkauf aufs Zimmer zu schleppen. Leider war unser Essen dermaßen scharf, dass ich jeweils nur die Hälfte vom Wrap und vom Burger essen konnte. Mein Mund hatte schon gar kein Gefühl mehr. Das Essen hat sich dann auch noch in der Nacht gerächt und ich hab alles wieder ausgespuckt. Auch am nächsten Tag ging es mir nicht besser. Jana lag dann auch nach dem Frühstück flach, was ich schon vorher für mich gestrichen hatte. Erst am Nachmittag konnten wir uns aufraffen um einen kleinen Ausflug zu machen. Was auf der Karte aussah wie ein Katzensprung, erwies sich dann als 1-stündige Buckelpistentour. Dafür hatten wir den ersten Tag wirklich strahlenden Sonnenschein.
Was hier in China ein ganz ganz großes Ding ist: Fotos am Strand im Hochzeitskleid. Wie viele Paare wir gesehen haben können wir gar nicht zählen. In fünf Minuten Tack schlägt so ein Pärchen am Strand auf, unter Anleitung des Fotografen stellt es sich in Position und wandert dann zum nächsten Shoot. Die Kleider und Anzüge sind alle geliehen (sehen auch entsprechend grau und/oder vergilbt aus, die Hosen sind teilweise zu kurz oder zu lang und der Brautstrauß sieht reichlich zerpflückt aus obwohl der schon aus Plaste ist)
ABER: wenn die Chinesen etwas können, dann faken. Die Bilder werden im Nachgang so bearbeitet, dass es aussieht, als wäre alles tippitoppi . Meine chinesisch Lehrerin hat mir den Hype später erklärt: Noch vor der Hochzeit lassen die Paare diese Fotos machen. Sie hat übrigens auch welche. Und auch auf ihren Bildern hätte ich sie beinahe nicht erkannt. Da wird mit Photoshop geglättet, gestreckt, gepushed, die Augen vergrößert, die Menschen im Hintergrund gelöscht, das Licht geändert, das Kleid geweißt usw. Dass nicht noch der Mann oder die Frau getauscht wird ist ein Wunder, aber bestimmt ist auch das möglich…
Sanya
Unseren letzten Tag haben wir dann in Sanya verbracht. Hier hatten wir schon vor einer Woche einen Tisch bei einem Italiener reserviert. Endlich richtiges Essen! Mein Bauch hatte sich aber noch nicht ganz beruhigt, sodass ich nur einen Salat aß, Jana sich aber schon wieder eine Thunfischpizza gönnen konnte.
Nach dem fürstlichen Mittag hatten wir noch Zeit bis zu unserem Abflug und haben die am Strand verbracht. Eine andere Idee war noch shoppen zu gehen, aber wir haben uns entschieden, die vorerst letzten Sonnenstrahlen an unsere Haut zu lassen, ist es doch in Changchun noch so kalt, dass nur die Nase rausguckt.
Hier hatte ich auch zum ersten Mal in China das zweifelhafte Vergnügen einen Peking-Belly zu bestaunen. Was genau das ist?
Ein Peking-Belly ist ein chinesischer Mann, der sein T-Shirt über seinen Bauch hochgeschoben hat, quasi das Crop Top für den Mann. Und der Clou dabei ist, je dicker, schwabbeliger und fetter der Bauch ist, desto reicher soll der Mann sein. Damit präsentiert der wohl paarungsbereite Chinese einen Reichtum. Weil, je dicker der Bauch, desto mehr Geld hat er für Essen, also ist er reich. Die Überlegung, dass fettes Essen nicht nur einen dicken, unansehnlichen Bauch macht, sondern auch andere Probleme mit sich bringt, scheint hier noch nicht angekommen zu sein. Im Gegenteil.
Janas Hinweis: „bloß nicht hinsehen, dann haut der bald wieder ab“ half wohl, denn nachdem besagter chinesischer Mike Glotzkowski ein paar Runden um unser Handtuch gedreht hatte, zog er unverrichteter Dinge wieder ab. Auch wir mussten bald unser Handtuch einpacken, das Flugzeug wartet leider nicht auf uns.
Am Flughafen angekommen haben wir noch unseren Mietwagen abgegeben. Wir haben mit dem Tankstand übrigens eine Punktlandung hingelegt. Bekommen mit ¼ und 160km Restreichweite, haben wir unser Auto auch genauso wieder abgegeben. Dass auch die Abgabe nicht ganz reibungslos vonstatten ging… nun wir sind ja schon leidgeprüft. Erst findet der Agent unseren Parkplatz nicht, dann geht etwas mit der Rückbuchung der Kaution nicht und dazu kommt noch die Sprachbarriere.
Weiter am Check In wollen wir das Sportgepäck aufgeben. In Changchun haben wir noch günstige 165 Yen für ca. 18kg bezahlt, möchte Sanya 1053 Yen für 19,5kg. Dass wir uns nicht über den Tisch ziehen lassen, ist wohl jedem klar. Also haben wir solange diskutiert und mit Hilfe der Assistenz von dem Ehemann von Jana, mussten wir plötzlich nur noch 495 Yen bezahlen. Ist nur noch die Hälfte des eigentlichen Preises, aber immer noch doppelt so viel wie auf dem Hinflug. Unseren Flieger haben wir trotz der gegebenen Umstände noch bekommen und sind am Samstag in der Früh in Changchun wohlbehalten gelandet.
Mein Fazit:
Der Urlaub war zwar als Erkundungstrip und Expedition gedacht, dass sich dieser allerdings als wirklicher Survivaltrip entpuppt, damit haben wir alle nicht gerechnet. Hungrig und zeitweise mehr als frustriert haben wir oft der Nahrung aus der Flasche den Vorzug gegeben.
China, oder zumindest Hainan scheint zudem eine Servicewüste zu sein. Mehr als einmal haben wir mit Geduld und Freundlichkeit versucht unser Ziel zu erreichen. Im Nachhinein denke ich oft an den Satz, den mir hier jemand gesagt hat: „derjenige der sich am lautesten und am unflätigsten beschwert, der bekommt am ehesten was er verlangt“. Ich allerdings weigere mich, mich so anderen Menschen gegenüber, und vor allem Servicepersonal, zu verhalten. Bin ich doch selbst durch die harte (Gastro-)Schule gegangen. Dennoch habe auch ich feststellen müssen, dass nur durch explizite Nennung von Namen und Androhung von Konsequenzen eine Rückzahlung des Frühstückpreises im ersten Hotel möglich war. Auf dem freundlichen Weg war kein Weiterkommen.
Hainan ist landschaftlich unglaublich grün, leider gibt es immer wieder Ecken die vermüllt sind. Die Einheimischen haben wohl noch kein Gespür für die Gesamtheit ihrer Insel entwickelt. Gibt es schon hier und da Ecological Parks, die leidlich Naturschutzgebieten ähneln, so ist sich jeder selbst der nächste und kehrt seinen Dreck nicht weg, sondern weiter.
Denny und ich sind nun in der Planung für einen gemeinsamen Urlaub zu unserem ersten Hochzeitstag. Da die Grenzen immer noch geschlossen sind, bzw. bei Rückkehr aus einem anderen Land derzeit 6 Wochen Quarantäne anstehen, bleibt uns eigentlich fast nur Hainan, wenn wir Palmen und Sandstrand wollen. Möglicherweise ist der Servicegedanke in internationalen Hotels noch vorhanden, allerdings sind hier meine Gedanken deutlich ambivalent, da ich mir bewusst bin, dass das Personal hier wohl keine Ausbildung erhält. Woher soll der Servicegedanke also kommen, wenn nicht von jemanden, der diesen vorlebt?
Demnächst werde ich auch unser Video von Hainan hochladen, damit ihr auch in Bewegtbildern ein Eindruck bekommt. Wir sind auch gerade dabei unser Videobearbeitungsprogramm davon zu überzeugen wieder mit uns zusammen zu arbeiten.
Und zum Schluss noch die Bilder, die hier keinen Platz gefunden haben:
Bis bald,
Anja